Wege der Wissenschaftlichen Weltauffassung. Rudolf Carnap und Otto Neurath

Die mehr als zwei Jahrzehnte andauernde Beziehung zwischen Rudolf Carnap und Otto Neurath ist getragen von starken philosophischen Gemeinsamkeiten, die von der Antimetaphysik und dem Bekenntnis zur Einheit der Wissenschaft bis hin zur Konzeption einer alle Lebensbereiche durchdringenden wissenschaftlichen Weltauffassung reichen. Der nach außen hin betonten Einheitlichkeit stehen allerdings die nur zum kleinen Teil öffentlich ausgetragenen inhaltlichen Kontroversen gegenüber. Diese Auseinandersetzungen betreffen nicht nur einzelne wichtige Punkte wie Protokollsätze, Wahrheitsbegriff oder Semantik. Am Grunde dieser Kontroversen zeigen sich unterschiedliche Auffassungen über die Natur der Philosophie insgesamt, zwischen formaler Analyse und unaufhebbarer Verwobenheit in das Ensemble historisch-sozialer Bedingtheiten.

Sowohl die Entwicklung der zahlreichen gemeinsamen Projekte als auch die inhaltlichen Kontroversen sind in der nun für eine kritische Edition in Vorbereitung befindlichen, rund 700 Briefe umfassenden Korrespondenz dokumentiert. Aus Anlass dieses Vorhabens soll die Tagung sich der Interaktion zwischen Carnap und Neurath widmen, unter Einbeziehung philosophischer, kulturhistorischer, soziologischer und politikwissenschaftlicher Aspekte.