Unruhe bewahren: Esther Kinsky: Störungen (Teil 2)

Frühjahrsvorlesung der Akademie Graz, Teil 2
31.03.2023
19:00 - 21:00
Literaturhaus Graz
[0063] Literaturhaus, Elisabethstraße 30
Kostenpflichtig

Die Vorlesungen widmen sich unterschiedlichen Formen der Intervention durch menschliche oder natürliche Einwirkung, die fundamentale Veränderungen bewirken. Alle solchen Interventionen können unter dem Begriff der Störung gefasst werden. Aber was genau kennzeichnet eine Störung, wie kann man sich dem grundsätzlich negativ belegten Wort so nähern, dass sich unerwartete Felder öffnen?

Über den Begriff des „gestörten Geländes“ aus der Naturkunde werden zum einen Fragen von Natur und Ausbeutung in Verbindung mit den soziokulturellen Störungsausläufern solcher Vorgänge beleuchtet. Zum andern werden Fragen zur Definition von Natur unter dem Aspekt von Verfall und Krankheit als Störung aufgeworfen, am Beispiel der historischen Belastung als Störfeld auf einem ursprünglich der Heilung zugedachten Boden.

Die Frühlings- und Herbstvorlesungen der Akademie Graz antworten auf eine Gegenwartstendenz, die immer ungemütlicher wird. Dem Fortschritt der Moderne wohnt eine Verschleißunruhe inne. Die Vergangenheit wird zunehmend entwertet, die Zukunft ihrer Substanz beraubt. Wer gegen diesen Strom schwimmen will, ermüdet rasch. Die Frühlings- und Herbstvorlesungen sind vom Prinzip Anachronie getragen, also von der Idee, dass engagierte Zeitgenossenschaft mit dem Mut zur Vorsicht ebenso wie der Leidenschaft für das Unzeitgemäße verknüpft werden sollte.

Die Essays der Vorlesungen werden seit 2009 in der Reihe „Unruhe bewahren“ im Residenz-Verlag veröffentlicht.

In Kooperation mit Akademie Graz.