"Rasse" und Rassismus. Max Weber als politischer Denker

GSU Vortrag von Prof. Dr. Hans-Peter Müller
14.06.2021
18:00 - 19:30
Gesellschaft für Soziologie an der Universität Graz (GSU)

Zum Vortrag
Wenn Kant neuerdings als „Rassist“ gilt, dann Max Weber sicherlich auch. Und doch formuliert Weber ein scheinbares Paradox: Als vermeintlicher „Rassist“ warnt er vor dem Begriff der „Rasse“, als Nationalist warnt er vor dem Begriff der „Nation“. Wie lässt sich dieses Paradox erklären? Weber als glühender Anhänger der Wertfreiheit vermag eben zwischen analytischer Begriffsbildung und politischer Weltanschauung zu unterscheiden. Uns heute scheint das nicht so leicht zu fallen, wo ein vermeintlich unwiderstehlicher Bekenntnisfuror uns zu eindeutigen Stellungnahmen drängt: Hauptsache auf der politisch „richtigen Seite“, wenn auch soziologisch suboptimal, weil weltanschauungsgebunden und nicht frei von Werturteil. Der Vortrag versucht das Paradox am Verhältnis von „Rasse“ und Rassismus vorzuführen.

Zum Vortragenden
Hans-Peter Müller, Professor Emeritus für Allgemeine Soziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Forschungsschwerpunkte: Klassische und moderne Sozialtheorie, politische Soziologie und Kultursoziologie wie Lebensführung.

 

Jüngste Veröffentlichungen:

(mit Tilman Reitz, Hrsg.), Simmel-Handbuch. Begriffe, Hauptwerke, Aktualität. Berlin: Suhrkamp 2018;

Das soziologische Genie und sein solides Handwerk. Émile Durkheims Forschungsprogramm. Wiesbaden: Springer VS 2019;

Max Weber. Eine Spurensuche. Berlin: Suhrkamp 2020;

Max Weber. Werk und Wirkung. 2. Aufl. Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2020;

(mit Steffen Sigmund, Hrsg.): Max Weber Handbuch. 2. Aufl. Stuttgart: Metzler 2020;

Krise und Kritik. Klassiker der soziologischen Zeitdiagnose. Berlin: Suhrkamp 2021.