2.5. Prof. Dr. Nenad Polgar (Leuven) & Prof. Dr. Bernd Hillebrand (Graz) — Der Streit um den Segen. Fiducia supplicans aus pastoraltheologischer Perspektive
Segen „to go” scheint die vatikanische Umgangsweise mit „Irregulärem“ zu sein. Es findet zwar ein kleiner Schritt auf Paare zu statt, die in einer nicht von der Kirche anerkannten Beziehung leben, aber die Kirchentür selbst bleibt noch verschlossen. Hinter dieser pragmatischen Pastoral stecken ungeklärte und nicht rezipierte Gegensätze, wie Dogma und Pastoral, Liturgie und Pastoral. Erst wenn diese Beziehungsverhältnisse in einen gegenseitigen Veränderungsprozess kommen, werden Menschen einen akzeptierenden Segen erfahren können.
Die im Dezember 2023 veröffentlichte Erklärung Fiducia supplicans und die sich daran anschließende Diskussion über die moralische Bewertung von Homosexualität haben einmal mehr deutlich gemacht, dass sich die katholische Sexualethik seit Langem in einer Sackgasse befindet. In diesem Beitrag soll untersucht werden, inwiefern diese Sackgasse als erfolgloser Übergang von einem handlungs- zu einem personenzentrierten Moralverständnis charakterisiert werden kann.
Bernd Hillebrand ist Univ.-Prof. am Institut für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz, Nenad Polgar ist Professor für theologische Ethik an der Katholischen Universität Leuven.