Neues aus dem Droschl Verlag

Es lesen: Stephan Groetzner und Iris Hanika
09.02.2015
20:00 - 21:30
Literaturhaus Graz
[0063] Literaturhaus, Elisabethstraße 30, 8010 Graz
Kostenpflichtig

Montag, 9. Februar 2015, 20 Uhr

 

REIHE PREMIERE

 

Stephan Groetzner liest aus Tote Russen (Droschl 2015).

Iris Hanika liest aus Wie der Müll geordnet wird (Droschl 2015).

Moderation: Anton Thuswaldner

 

Stephan Groetzner

Geboren 1965 in Hamburg; verschie­dene Tätigkeiten u.a. als Chorleiter, Galerist, Erntehelfer, Organist, Stanzer und Wachtmeister; lebt seit 1996 in Berlin. 2014 erhielt er für einen Auszug aus seinem Roman Tote Russen den Literaturpreis Wartholz (und auch den Publikumspreis).

 


Veröffentlichungen: Die Kuh in meinem Kopf (2012); So ist das (2013); Tote Russen (2015).

 

Ob Tschechows Bratwurst oder Stalins Größe, Tolstois Kindergeschichten oder Puschkins pornografische Gedichte: das akkurat recherchierte Detail und die absurde Erfindung sind sich zum Verwechseln ähnlich. Abgebrochene Bleistifte, Butterbrote und Cocktailkäfer: Kleinigkeiten, die sich zu Nachbarschaftsstreitigkeiten auswachsen und nicht selten in Mord und Totschlag enden. Das Pascal‘sche Zuhausebleiben als Königsweg zur Vermeidung von Unglück ist zum Scheitern verurteilt. Groetzner empfiehlt: Waldspaziergänge, Gewalt als Konfliktlösungsmodell und Drogen aller Art. (zu: Tote Russen, Droschl)

 

„Traumlogisch, kunstvoll und assoziativ nutzt der Autor das gnadenlose Tempo der Märchen – und auch der russischen Avantgarde –, um uns in eine alte Welt zu entführen.“ (aus der Jury-begründung zum Wartholz-Literaturpreis)

 

 

Iris Hanika

Geboren 1962 in Würzburg. Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und der Germanistik an der Freien Universität Berlin. Sie war feste Mitarbeiterin der Berliner Seiten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Ihr Roman Treffen sich zwei gelangte auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Lebt seit 1979 in Berlin.


 

Veröffentlichungen u.a.: Katharina oder Die Existenzverpflichtung (Erzählung, 1992); Das Loch im Brot (Chronik, 2003); Musik für Flughäfen (Kurze Texte, 2005); Treffen sich zwei (2008); Das Eigentliche (2010); Tanzen auf Beton (2012); Wie der Müll geordnet wird (2015).

 

Antonius versucht der allgemeinen Sinnlosigkeit Herr zu werden, indem er selbst nur noch sinnlose Dinge tut. Darum räumt er Mülltonnen auf. Als er jedoch keine Antwort auf die Frage findet, ob Mülltonnenkontrolle nicht vielleicht doch eine sinnvolle Tätigkeit sei, hört er sofort wieder auf damit. Renate hingegen möchte gerne verschwinden, weil sie ihr Leben so langweilig findet. Dabei ist gerade ihres recht angenehm. Doch bereitet es ihr keine Freude.

Das ist die Gegenwart, ein heilloses Durcheinander. Die Vergangenheit war nicht besser, im Rückblick jedoch scheint sie wohlgeordnet, auch spielte Antonius in ihr nur eine Nebenrolle. Andere waren aktiver: sie kämpften um ihren Platz auf der Welt oder im Unternehmen; sie verfolgten ein verschwundenes Buch, das wieder aufgetaucht schien; sie waren verliebt oder gerade nicht; Eltern waren ermordet worden, Weltreiche gingen unter. Es war ziem­lich viel los damals. Wo ist das alles hin? Und nun ist die Vergangenheit schon größer, als die Zukunft sein wird. (zu: Wie der Müll geordnet wird, Droschl)

 

„Iris Hanika ist sowohl eine politische und realistische Erzählerin, gleichzeitig aber auch eine Kunstschriftstellerin, wobei die Kunstschriftstellerin so geschickt getarnt ist, dass man sie beim schnellen Lesen der Texte sogar übersehen kann. Dass uns die Autorin diese Möglichkeit einräumt, gehört zu ihrer Bescheidenheit. Sie muss uns Leser nicht sogleich mit der Nase darauf stoßen, dass wir es hier mit Kunst und vor allem mit Kunst zu tun haben.“ (Wilhelm Genazino)