"Mythos Bleiburg"

Geschichte und Aktualität des Ustaša Treffens in Kärnten/Koroška

29.04.2021
19:00 - 20:30
Stv Geschichte und APC-Alpine Peace Crossing

Jedes Jahr im Mai finden sich tausende von Menschen – Im Jahr 2015 mit der Rekordbesucher*innenzahl von 30 000 - bei einer Gedenkstätte am Loibacher Feld/Libuško polje ein, um der angeblichen „Tragödie von Bleiburg“ zu gedenken. Konservative, kirchliche Würdenträger, kroatische Politiker*innen, Rechtsextreme, (Neo-)Nazis und Faschisten – Sie alle versammeln sich im Geschichtsrevisionismus vereint zu dieser Veranstaltung.

Warum pilgern so viele Menschen, teils aus aller Welt, auf dieses Feld in Kärnten/Koroška? Im Mai 1945 flüchteten – ausgelöst durch das Vorrücken der jugoslawischen Partisan*innen und der sich abzeichnenden Kapitulation des Nationalsozialismus – Truppen des faschistischen Unabhängigen Staates Koatien, Ustaša, Domobranen, Četniks, Waffen-SS- und Wehrmachtsangehörige und deren Sympathisant*innen in Richtung der inzwischen britisch-befreiten Zone in Kärnten/Koroška. Dort erhofften sie sich - im Bewusstsein ihrer Verbrechen - sich der britischen Armee ergeben zu können, um nicht das Ziel von Racheaktionen durch die Partisan*innen zu werden. Dieser Plan ging nicht auf: Die britische Armee akzeptierte die Kapitulation nicht, die Soldaten wurden entwaffnet, den Partisan*innen übergeben und nach Jugoslawien zurückgebracht. Auf heute slowenischem Gebiet kam es zu Racheaktionen denen zehntausende zum Opfer fielen.

Aus diesen Ereignissen wurde in den folgenden Jahrzehnten der geschichtsrevisionistische Mythos Bleiburg konstruiert: Aus Soldaten wurden Frauen und Kinder, aus den Überresten der Armee eines faschistischen Staates das „kroatische Volk“, aus massenhaften Racheaktionen der „kroatische Holocaust“ und aus Erschießungen auf jugoslawischem Gebiet ein Massaker am Loibacher Feld/Libuško polje gemacht. Am Feld selbst wurde der Mythos durch eine Gedenkstätte Stück für Stück baulich geschaffen. Ein Blick auf die Geschehnisse, den Mythos und den größeren Kontext dieses Gedenktreffens macht vor allem eines klar: Bleiburg war und ist ein zentraler Bezugspunkt für den kroatischen Nationalismus und Faschismus.

Wie hat sich das Treffen entwickelt?

Was passiert auf diesem Gedenktreffen?

Was sind die historischen Hintergründe und die politischen Implikationen? Wie hat sich die seit 2017 verstärkte mediale Debatte auf das Treffen ausgewirkt? Und was passiert, wenn durch die COVID-19-Krise das Treffen nicht in gewohnter Form stattfinden kann?

Diese Fragen sollen im Rahmen des Vortrags erörtert und zur Diskussion gestellt werden, um so einen Überblick über eines der größten geschichtsrevisionistischen Treffen Europas bieten.