LIVESTREAM: Vorträge: Insa Wilke und Florian Baranyi

Im Rahmen von „Glitches, Bots und Strahlenkatzen. Gegenwart bei Clemens J. Setz“. Internationales Symposium des Franz-Nabl-Instituts (14.-16.4.2021).

13 Uhr
Vorträge und Diskussion:

Insa Wilke (Berlin): Wrestling mit Setz. Setz wiederlesen.

Immer wieder hören Literaturkritikerinnen die Frage: Haben Sie sich schon einmal geirrt? Viele können dann ein literarisches Werk nennen, das sie heute ganz anders lesen als zur Zeit der Erstveröffentlichung. In diesem Sinne widmet sich Insa Wilke ihrer Lektüre von „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ aus dem Jahr 2011 und der von „Der Trost runder Dinge“ fast ein Jahrzehnt später. War das Wrestling damals? Eine Fehllektüre? Moralismus? – Mutmaßungen über den Zusammenhang von Lesen und Leben als Reflex der Texte von Clemens Setz.

Florian Baranyi (Wien): „Ich folge dem Storymodus längst nicht mehr“: Abschweifung und Wahrnehmung bei W.G. Sebald und Clemens J. Setz

Bei W.G. Sebald und Clemens J. Setz begegnen uns zwei verschiedene Spielarten unökonomischen Erzählens. Ist es bei Sebald der Modus der Abschweifung (Digression), der, insbesondere in „Die Ringe des Saturn“, das Erzählen am Laufen hält und um ein traumatisches Zentrum kreisen lässt, ist in Setz‘ Literatur eine verschobene, oft seltsame Wahrnehmung (Aisthesis) am Werk. Beide Schreibformen sperren sich gegen eine erzählerische Ökonomie und damit auch gegen eine ökonomisch fundierte Erzählung der Lebensführung. Der Beitrag lotet aus, wie Sebald und Setz über ihre Poetiken des unökonomischen Erzählens Formen der Dissidenz und Störung produzieren.