Institutionalisierung des Europäischen Forschungsraums: Eine mechanismenbasierte Analyse

Vortrag von Barbara Hönig (Universität Graz)

27.01.2020
18:00 - 19:30
Gesellschaft für Soziologie an der Universität Graz (GSU)
[015G030002] Seminarraum SR 15.39, Universitätsstraße 15 Bauteil G, 3.Obergeschoß

Der Beitrag geht der Frage nach, ob der Prozeß europäischer Integration in der Wissenschaft zu neuen Formen der sozialen Ungleichheit und Elitenbildung im Europäischen Forschungsraum geführt hat. Empirisches Anschauungsmaterial liefert der European Research Council (ERC) als erstmaliger Fall supranationaler Institutionenbildung in der Forschungsförderung, der die bestehenden nationalstaatlichen Wissenschaftssysteme einem Wandel unterwirft. Der theoretische Bezugsrahmen folgte einer analytischen Erweiterung des Begriffs der sozialen Mechanismen wissenschaftlicher Reputationsbildung, die an einer strukturellen Analyse in der Nachfolge Robert K. Mertons orientiert ist. Das Sample der mittels qualitativer und quantitativer Methoden untersuchten Forschenden umfasst sechs Wissenschaftsdisziplinen und Forschungsinstitutionen von zwölf Ländern Europas. Konsequenzen supranationaler Förderung auf die kognitive Wissensproduktion bestehen offenkundig auch darin, dass der ERC die Sozial- und Geisteswissenschaften wirksam auf den strukturellen Platzhalter eines imaginierten "41. Sitzes" akademischer Forschung in Europa verweist.

 

Zur Vortragenden

Barbara Hönig ist freiberufliche Soziologin und Gastlektorin sowie externe Lehrbeauftragte an der Universität Graz. Sie studierte Soziologie an den Universitäten Graz (Promotion 2009) und Innsbruck (Habilitation 2016), arbeitete als Postdoctoral Researcher an der Universität Luxemburg (2015–2016) und hatte eine Vertretungsprofessur in Soziologischer Theorie an der Universität Linz inne (2017–2018). Sie publiziert in der Wissenschaftssoziologie, Geschichte der Sozial-wissenschaften, Soziologie europäischer Integration und sozialer Ungleichheit. Publikation: Europe’s New Scientific Elite – Social Mechanisms of Science in the European Research Area, London: Routledge 2017.