Die Sprache des Hegemons. Migration und die Gewalt der Übersetzung

von Monika Mokre (Wien)

29.04.2019
18:30 - 20:30
Institut für Translationswissenschaft
[0033] Merangasse 70, Universitätszentrum Wall

Jede Begegnung mit dem Gesetz erfordert die Übersetzung von alltagsweltlichen Erfahrungen und Artikulationen in die „Muttersprache des Staates (…), eine Art universalistisches Extrakt der Sprache der Gemeinschaft“ (Buden 2013). Diese Übersetzungsleistung wird den Individuen abverlangt, denn der Staat als Machthaber muss sich nicht selbst übersetzen – und diese Form der Übersetzung tut den Erfahrungen und Artikulationen der Individuen stets Gewalt an.

 

Migrant_innen wird ein Vielfaches dieser Übersetzungsleistung abverlangt. Nicht nur scheitern sie oft bereits an den (teils unvermeidlichen, teils auf Fahrlässigkeit beruhenden) Unzulänglichkeiten der sprachlichen Übersetzung, sie müssen zusätzlich Erfahrungen übersetzen, die die Hüter_innen des Gesetzes nicht teilen und kaum nachvollziehen können. Und sie erbringen diese Übersetzungsleistung aus einer Position der Entrechtung, sie sind keine Bürger_innen des Staates, in dem sie sich befinden, verfügen über keinen gesicherten Status, ihre Ansprüche stehen stets in Frage, während ihnen eine erhebliche Bringschuld auferlegt wird.

 

Der Vortrag behandelt diese Situation der erzwungenen und gewaltförmigen Übersetzung auf theoretischer Ebene sowie anhand empirischer Fallbeispiele aus Asylverfahren.