Conference: Imaging Emigration - Translating Exile

Cultural Translation and Knowledge Transfer on Alternative Routes of Escape from Nazi Occupied Europe

 

01.04.2019 - 03.04.2019
15:00 - 16:30
Philipp Strobl (Universität Innsbruck) und Susanne Korbel (Universität Graz)
Franz Liszt Saal, Universty of Performing Arts Vienna mdw, Lothringerstr. 18, 1030 Wien

Mit dem „Bedenkjahr 1988“ setzte spätestens auch in Österreich eine rege Auseinandersetzung mit Vertriebenen, Zwangsemigration und Exil ein. Anfangs genoss vor allem die Exilliteratur und das Exil in der Literatur besonderes Interesse; bald rückten weitere Bereiche künstlerischen Schaffens in den Fokus. Unlängst haben die cultural turns das Erkenntnisinteresse und die Fragestellungen der Emigrations- und Exilforschung zu beeinflussen und neue Trends zu setzen begonnen. Erste Studien aus dem Bereich der Wissensgeschichte zeigen beispielsweise, dass der Transfer von kulturellem Kapital österreichischer Flüchtlinge zu einem zirkulären Austausch von Wissen und kulturellen Praktiken führte, der nachhaltige Veränderungen nicht nur im Aufnahme-, sondern auch im Herkunftsland bewirkte. Ein solcher Einfluss kultureller Vermittlung lässt sich auch für verschiedene Bereiche künstlerischen Schaffens konstatieren bzw. prognostizieren.

Dennoch ist die Frage nach kultureller Übersetzung als Strategie der Emigration und die Tätigkeit von künstlerisch Schaffenden als kulturellen Übersetzer_innen noch immer wenig diskutiert. Wenig diskutiert ist auch die Frage, wie Verfolgte Exil imaginierten, um eine Emigration überhaupt in Erwägung zu ziehen. Diese Imaginationen von Exil vor, während und nach der Flucht prägten vielfach das künstlerische Schaffen in der Emigration und hatten gemeinsam mit den Erfahrungen im Exil wesentlichen Einfluss auf das künstlerische Wirken. Während Emigrations- und Transemigrationsrouten über und nach Paris und London, New York oder Shanghai mittlerweile intensiv beforscht wurden, ist zu alternativen Fluchtrouten und (Trans)Emigrationsdestinationen verhältnismäßig wenig bekannt.

Die Konferenz verfolgt zwei größere Ziele. Zum einen sollen alternative Emigrationswege von Musiker_innen, Kabarettist_innen, Literat_innen, Sänger_innen und anderen künstlerisch Schaffenden, die aus oder über Österreich vor dem Nazi-Terror fliehen konnten, in den Mittelpunkt gestellt werden. Zum anderen sollen – orientiert am translational turn in den Kulturwissenschaften – deren Tätigkeit als kulturelle Übersetzer_innen oder kulturelle Mittler_innen zum Ausgangspunkt genommen werden um zu hinterfragen, welches kulturelle Kapital übersetzt wurde, wie dieses im Prozess des Übersetzens adaptiert wurde und wie Vertriebene Emigration und Exil imaginierten um es in Ihrem künstlerischen Schaffen kulturell zu übersetzen? Dabei soll ins Besondere auch analysiert werden, wie Vertriebene Emigration und Exil konzeptionierten und wie sie kulturelles Kapital in ihrer Arbeit übersetzten.

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